Am letzten Spielwochenende im 2022 stand mit dem Ostschweizer Lup-L Derby ein besonderer Unihockey Leckerbissen auf dem Programm. Bereits im Hinspiel schenkten sich die beiden Teams wenig, wobei damals die favorisierten St. Galler ihrer Rolle gerecht wurden und die Thurgauer mit 7:3 ziemlich deutlich bezwangen. Die Thurgauer hatten sich nach einer Niederlagenserie und dem Abrutschen bis ans Tabellenende in den letzten beiden Spielen wieder positive Signale von sich gegeben. So war die Ausgangslage vor dem Spiel spannend, was sich auch im Spiel zeigte, welches im Penaltyschiessen zu Gunsten der Mostinder endete.
Bereits im ersten Drittel ging es sofort zur Sache, so dass die beiden Berner Schiedsrichter alle Hände voll zu tun hatten, um ein einigermassen geregeltes Spiel über die Bühne zu bringen. Symptomatisch für das Spiel war auch der erste Treffer: ein Eigentor der Gäste aus dem Nachbarkanton. Es brauchte ein Billiardtor von Captain Mittelholzer Mitte der ersten Spielzeit für den Ausgleich. Gegen Ende des ersten Drittels erhielten die Thurgauer die Chance für eine Überzahl, welche sie nicht zu nutzen vermochten. Im Gegenteil, es kam die kritischste Phase des Spiels auf die Heimherren zu. In der Pause wurde Joonas Föhr mit einer 10 Minutenstrafe wegen Reklamierens belegt. Im neuen Drittel wurde noch kurz im numerischen Gleichstand von 4:4 Feldspieler gestartet. Innert kürzester Zeit verwandelte sich dieser aber in eine 5:3 Überzahl für die Gäste, da einerseits ihre Strafe ablief und andererseits ein Stockschlag zu einer weiteren Strafe gegen die Einheimischen führte. Die dritte Strafe liess nicht lange auf sich warten und ein weiterer Thurgauer nahm wegen eines Wechselfehlers auf der Strafbank Platz. Wieder einmal schien die Unerfahrenheit des jungen Thurgauer Teams für eine schlechte Phase in einem Spielabschnitt zu sorgen. Es kam aus St. Galler Sicht anders als gedacht. Zwar gelang ihnen in Überzahl der Führungstreffer. Leider einige Sekunden zu spät, so dass nur noch eine doppelte Überzahl anstand. In dieser enteilte der pfeilschnelle Thurgauer Stürmer Yannic Fitzi und glich das Skore wieder aus. Die Halle kochte und das Spiel war neu lanciert. Die Thurgauer nutzten den Schwung und gingen erstmals in diesem Match dank einem Penalty von Jalo und einem Treffer von Kuutsa mit zwei Längen in Führung. Dies wiederum weckte die Gäste, welche den Weg zum Thurgauer Tor fanden und verkürzten. Zusätzliche Spannung kam danach in die Halle, weil die LED Wall plötzlich ihren Dienst versagte und die Anzeigetafel somit für die Zuschauer nicht mehr ersichtlich war. Die Schiedsrichter entschieden nach einem längeren Unterbruch die Partie handgestoppt fortzusetzen. Beiden Teams gelang in dieser Phase noch je ein Tor, so dass die Thurgauer das letzte Drittel mit einem knappen Vorsprung in Angriff nehmen konnten.
Je länger das Spiel dauerte, desto weniger treffsicher wurden die Spieler. Im dritten Abschnitt gelang Wasa der Ausgleich. Das Spielresultat hielt bis Ende der regulären Spielzeit, so dass die Verlängerung über Sieg oder Niederlage entscheiden musste. Auch in dieser waren zahlreiche Aktionen vor beiden Toren zu verzeichnen. Am nächsten kamen die St. Galler dem Ausgleich, als der Pfosten für den geschlagenen Schwarz den Ball zurück ins Feld springen liess. Nach 70 effektiv gespielten Minuten musste das Penaltyschiessen über den Zusatzpunkt entscheiden. Auch dort verstanden es Spieler beider Teams ausgezeichnet, Nickligkeiten untereinander und mit dem Publikum auszutauschen, so dass die Referees beinahe noch einmal Strafen aussprechen mussten. Floorball Thurgau gewann diesen Krimi mit 6:5 nach Penaltyschiessen und schliesst das Jahr 2022 auf dem 9. Rang ab.
Cheftrainer Ruotsalainen war sichtlich zufrieden nach dem Spiel. "Die Mannschaft hat eine großartige Leistung gezeigt, und ich bin sehr froh, dass wir dem besten Heimpublikum der Liga kurz vor Weihnachten einen Derbysieg bieten konnten. Die letzten beiden Siege haben uns wieder zum Leben erweckt und dies ist eine großartige Gelegenheit für uns, die Erfolgsserie im Januar und Liga und Cup fortzusetzen. Nun wünsche ich allen Freiwilligen, allen Fans und Zuschauern sowie allen FBTG-Mitgliedern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr !"
Die Vorstände der beiden Clubs besuchen die Matches gemeinsam und versuchen so die nachbarschaftlichen Beziehungen zu optimieren und das Unihockey in der Ostschweiz zu fördern. Thomas Eberle, Präsident vom UHC Waldkirch-St. Gallen war nach dem Match trotz der Niederlage positiv: ««Solche Derbys beleben den Ligaalltag und bringen unseren Sport und und unsere beiden Clubs weiter." Sein Team habe heute allerdings in vielen Momenten des Spiels nicht das erwartete Level zeigen können. "Wir gratulieren Thurgau. Unsere Serie seit der WM kann sich trotzdem sehen lassen." Sein Pendant bei Floorball Thurgau, Benjamin Kuhn war die Erleichterung über die zwei Punkte nach dem Match anzusehen: «Wir arbeiten alle hart in dieser ersten Saison in der höchsten Spielklasse. Erfolgserlebnisse wie dieses sind unser Lohn und lassen uns das Jahr versöhnlich abschliessen.»
Im neuen Jahr geht es mit drei Auswärtsspielen in Serie weiter. Eines davon wird der Cuphalbfinal gegen GC sein. Am 21. Januar folgt dann gegen denselben Gegner das nächste Heimspiel in der Paul Reinharthalle.